Rene Paulokat ist gestorben. Wir können es noch gar nicht fassen. Sein Tod reißt eine große Lücke. Ein Nachruf
Rene Paulokat war ein leidenschaftlicher Kämpfer für eine gerechte Welt. Zwei Themen lagen ihm besonders am Herzen. Zum einen der Kampf gegen Faschismus und die AfD, zum anderen der Kampf gegen Krieg.
Rene engagierte sich bei Aufstehen gegen Rassismus in Berlin und hatte einen wichtigen Anteil an vielen antifaschistischen Protesten der letzten Jahre. Er setzte sich entschieden in der Sache, aber solidarisch im Umgang dafür ein, breite und entschlossene Mobilisierungen gegen die AfD auf die Beine zu stellen. Wie gerne hätte er im Juni 2024 noch an den Massenblockaden gegen den AfD-Bundesparteitag in Essen teilgenommen.
In der Corona-Zeit war er einer der wenigen, die klar analysierten, wie rechte und faschistische Kräfte an die Corona-Leugner anknüpfen. Er warnte davor, dass AfD & Co. in der nach rechts offenen Querdenker-Szene aufbauen und argumentierte für eine klare Haltung: Mit Faschisten demonstriert man nicht. Im Gegenteil: Wer mit Nazis marschiert, muss unseren Widerstand spüren.
Gegen Faschismus und gegen Krieg, für internationale Solidarität
Rene war Internationalist und überzeugt davon, dass Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung weltweit zusammenhängen. Als wir Rene Ende 2016 kennenlernten, engagierte er sich in der Solidaritätsbewegung mit dem Kurdischen Befreiungskampf. Neben dem Kampf gegen Faschismus war Renes zweites wichtiges Anliegen die Mobilisierung gegen Krieg und Imperialismus. Als sich im Februar 2023 die Führung der Linken weigerte, an einer von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer angemeldeten Antikriegsdemo teilzunehmen, mobilisierte er in der Linken innerhalb wie außerhalb der Partei und organisierte eine Intervention gegen die Versuche von Faschisten wie Jürgen Elsässer, diese Demonstration zu vereinnahmen.
Rene brachte sich mit viel Energie in den Aufbau der Antikriegskoordination Berlin ein, die im Juni 2023 einen Protest anlässlich des Tages der Bundeswehr und am 2. September 2023 eine Demonstration anlässlich des Antikriegstages organisierte. Weder Putin noch Nato war seine Grundhaltung. In den letzten Monaten engagierte er sich zudem in der Palästina-Solidarität und gegen die Kriminalisierung und Diffamierung von palästinasolidarischen Linken.
Bewegungsaufbauer
Die Frage, wie radikale Linke Bewegungen aufbauen und ausweiten können, trieb Rene in den unterschiedlichen politischen Feldern um. Ihm reichte es nicht, die richtige Position zu vertreten, er war zutiefst davon überzeugt, dass es im antifaschistischen Kampf, in der Palästina-Solidarität oder der Antikriegsbewegung Bündnisse braucht, die Menschen mobilisieren. Und so arbeitete er, um die jeweiligen Bewegungen aufzubauen und auszuweiten, aber auch, um neu politisierte Mitstreiter:innen für sozialistische Politik zu gewinnen.
Rene war seit den 80er Jahren in der autonomen Berliner radikalen Linken aktiv und beteiligt an zentralen antifaschistischen und antiimperialistischen Kämpfen. Nach der Bundestagswahl 2017 kam er zur Partei Die Linke und organisierte sich bald bei marx21. Mit seiner politischen Biografie brachte er wichtige und einzigartige Erfahrungen ein, dabei war er zugleich neugierig und lesehungrig.
Aus seiner eigenen Erfahrung heraus trieb ihn bis zuletzt um, wie man bei allen praktischen Herausforderungen den nachhaltigen theoretischen Aufbau von Genoss:innen mit Lesestoff, Veranstaltungen und Seminaren organisieren kann.
Von marx21 zu Sozialismus von unten
Rene gehörte zu denen, die sich im Herbst 2023 von marx21 trennten und die Organisation Sozialismus von unten (Svu) als von der Linkspartei unabhängige, eigenständige und handlungsfähige Organisation gründeten. Zugleich war ihm klar, dass das größte Hindernis für Revolutionäre die vorherrschenden reformistischen Ideen sind. Deshalb warb Rene für eine anhaltende politische Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis der Linken.
Organisation und Gestaltung
Wir haben Rene einen wichtigen Teil unserer Arbeitsfähigkeit zu verdanken, sei es beim Aufbau unserer Website oder der Organisation unseres Büros. Er sorgte für ein hohes Niveau unserer Hybridveranstaltungen und an vielen anderen Stellen, wo politisches und technisches Know-How gefragt waren. Wir schätzten Renes uneingeschränkte Bereitschaft, seine Kenntnisse einzubringen und mit anderen zu teilen, ebenso wie seine Zuverlässigkeit in allen Aspekten seiner Arbeit.
Zu seinem Wissensschatz gehörte auch die Gestaltung. Rene erstellte das Design der Website von Sozialismus von unten. Auch die ikonische Grafik von Svu »Schluss mit der deutschen Unterstützung von Besatzungsterror« stammt von ihm.
Vielen Dank, Rene
Rene war scharfsinnig und scharfzüngig. Er war kritisch und selbstkritisch. Seine Spezialität war es, das »Haar in der Suppe« zu finden, doch stets mit dem Ziel, es künftig besser zu machen. Zugleich war er ein angenehmer und empathischer Gesprächspartner. Seine verschmitzte Art machte die Zusammenarbeit auch persönlich sehr angenehm. Es war eine Freude, mit ihm zu diskutieren und Pläne zu schmieden. Bis zum Schluss, als seine Kräfte schwanden, war er ein wichtiger Ratgeber mit klarem Blick, politisch und praktisch.
Rene starb nach schwerer Krankheit am 15. August in Berlin. Wir werden ihn sehr vermissen und sind mit all unseren Gedanken bei seiner Partnerin Irmgard und all denen, die ihm nahe standen.