Im November 1918 erschütterte eine Revolution eine der am weitesten entwickelten kapitalistischen Großmächte Europas. Doch die Novemberrevolution und mit ihr die Frauen der Revolution sind aus der allgemeinen Geschichtsschreibung verschwunden. Von Judy Cox
Revolutionen, so sagt man uns, sind nur in rückständigen, instabilen Ländern möglich, nicht in modernen parlamentarischen Demokratien. Und wenn es Revolutionen gibt, dann haben sie nichts mit Frauen zu tun. So behauptete der deutsche Historiker Benjamin Ziemann: „Als die Revolution 1918 kam, war ihr Geschlecht männlich“. Historiker haben kaum Anstrengungen unternommen, die Rolle der Frauen in der deutschen Revolution zu ergründen, abgesehen von Erwähnungen der unbestreitbaren Brillanz von Rosa Luxemburg.
Aber die Geschichten der deutschen Revolutionärinnen zeigen, wie Millionen von Frauen und Männern aus der Arbeiterklasse nicht nur dazu beitrugen, den Ersten Weltkrieg zu beenden und den Kaiser zu stürzen. Sie wollten noch weiter gehen und eine sozialistische Gesellschaft schaffen.
Ohne die Unterstützung der Frauen wären die Matrosenaufstände nicht möglich gewesen
Die deutsche Revolution begann mit einer Reihe von Meutereien. Die erste Matrosenrevolte brach Ende Oktober 1918 aus, als kriegsmüde Matrosen den Befehl des Oberkommandos der Marine verweigerten, eine mit ziemlicher Sicherheit zum Scheitern verurteilte Mission gegen die britische Flotte zu starten. Die nächste Meuterei begann am 3. November im Kieler Hafen und entwickelte sich rasch zu einem stadtweiten Aufstand.
Dies wäre ohne die aktive Unterstützung der Frauen der Stadt nicht möglich gewesen. Die junge Sozialistin Gertrud Volcker schloss sich den Menschenmassen an, die mit roten Fahnen durch die Straßen Kiels zogen. Sie schrieb später: „Der Kampf für Freiheit, Demokratie, Menschenwürde, soziale Gleichheit und Solidarität wurde zu meinem eigenen Kampf.“
Es war ein Kampf, der sich über die Küstenstädte Norddeutschlands ausbreitete. Arbeiter riefen zu Streiks auf, veranstalteten Massendemonstrationen, besetzten öffentliche Gebäude, befreiten politische Gefangene und entwaffneten Polizisten und loyale Truppen. Es wurden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet, die die Leitung der Städte übernahmen. Diese Räte ermöglichten es den Arbeitern und Soldaten, direkte Entscheidungen zu treffen und boten eine Alternative zum Parlament, das von kriegsbefürwortenden Parteien dominiert wurde.
In Berlin halfen die Frauen, die Truppen für den Sozialismus zu gewinnen. Ein Beobachter erinnerte sich: „Das Kaiser-Alexander-Regiment war zur Revolution übergelaufen. Die Soldaten stürmten aus den Toren der Kaserne, verbrüderten sich mit der schreienden Menge draußen. Männer schüttelten sich gerührt die Hände, Frauen und Mädchen steckten Blumen an ihre Uniformen und umarmten sie. Den Offizieren wurden die Kokarden und Goldspitzen abgenommen.“
Frauen forderten Arbeiter zum Streik und Soldaten zur Revolution auf
Martha Arendsee erinnerte sich daran, wie Frauen die Betriebe umstellten, die Arbeiter anfeuerten und zum Streik aufforderten, bevor sie zu den Kasernen weiterzogen, um die Soldaten aufzufordern, sich der Revolution anzuschließen. 1918 war sie bereits seit 12 Jahren in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) tätig. Von 1907 bis 1916 war sie für die Frauenarbeit in Berlin zuständig. Im Jahr 1915 begleitete sie die Sozialistenführerin Clara Zetkin zu einer internationalen Frauenkonferenz in Bern, um den Widerstand gegen den Krieg zu organisieren. Sozialistische Frauen wie Martha sahen in der Revolution eine Chance für die einfachen arbeitenden Menschen, den Krieg zu beenden und die Gesellschaft von Grund auf neu zu gestalten.
Die preußische Monarchie hatte 300 Jahre lang geherrscht, doch im Herbst 1918 brach sie zusammen, ohne dass ein einziger Schuss zu ihrer Verteidigung abgefeuert wurde. Kaiser Wilhelm versuchte, sich an die Macht zu klammern. Doch am Samstag, dem 9. November, wurde seine Abdankung bekannt gegeben – ohne sein Einverständnis – und er floh in die Niederlande.
Nach dem Sturz der Monarchie
Die große Künstlerin und Sozialistin Käthe Kollwitz schrieb an diesem Tag in ihr Tagebuch: „Heute ist es in Berlin wirklich so weit. Heute Nachmittag bin ich vom Zoo zum Brandenburger Tor gegangen, wo Flugblätter verteilt wurden, die die Abdankung des Kaisers ankündigten. Eine Demonstration bewegte sich durch das Tor und ich schloss mich ihr an. Lastwagen voller Soldaten und Matrosen fuhren vorbei. Rote Fahnen. Wir sahen Soldaten, die ihre Kokarden abrissen und sie lachend auf den Boden warfen. Das passiert also wirklich. Wir erleben es, können es aber kaum fassen.“
Kollwitz machte sich auf den Weg zum Brandenburger Tor. Ihrer Gruppe schloss sich Cläre Casper-Derfert an, eine Arbeiterin und Mitglied der Revolutionären Obleute, einer Gruppe von Gewerkschaftern, die revolutionäre Sozialisten waren. Sie verteilte Flugblätter an die Arbeiter, die zur ersten Schicht in der Munitionsfabrik in der Kaiserin-Augusta-Allee in Charlottenburg antraten. In den Flugblättern wurden die Arbeiter aufgefordert, um 9 Uhr die Werkzeuge niederzulegen und sich einer Demonstration in die Innenstadt anzuschließen. Sie sollten sich Tausenden von anderen Arbeitern, Soldaten und Matrosen anschließen, die in Prozessionen durch die Stadt zogen – darunter auch viele Frauen und Kinder.
Nach dem Marsch ging die sozialistische Jugendleiterin Lucie Gottschar-Heimburg in eine Kneipe am Alexanderplatz und ließ sich zeigen, wie man einen Revolver auseinander nimmt und reinigt und ihn zu laden. Zunächst hätten die Revolutionäre gezögert, jungen Frauen Waffen zu geben, sagte sie, aber schließlich habe man ihr einen Revolver gegeben.
Sie entwickelten kreative Methoden, um ihr Selbstvertrauen zu stärken
In Hamburg erinnerte sich Lida Gustava Heymann an die „Einberufung einer großen öffentlichen Versammlung, in der nur Frauen sprechen durften“. Die anwesenden Frauen feierten den Sturz des Kaisers, das Ende des Krieges, die Aussicht auf einen gesellschaftlichen Wandel und ihr eigenes Recht, in der Öffentlichkeit das Wort zu ergreifen.
Lida kannte sich mit der Arbeit von Frauen in der Politik aus. Sie und ihre Lebensgefährtin Anita Augspurg begannen ihr politisches Leben im radikalen Flügel der deutschen Frauenrechtsbewegung. Gemeinsam gründeten sie die erste deutsche Sektion der International Abolitionist Federation, die sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzte und für deren Wahlrecht kämpfte. 1917 bekannten sich die beiden Frauen zum Sozialismus und schlossen sich den radikalen Antikriegssozialisten an, zusammen mit vielen tausend anderen Aktivistinnen.
Die internationale sozialistische Bewegung war durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 zerrüttet worden. Die sozialistischen Parteien Europas stellten sich hinter ihre jeweilige herrschende Klasse, abgesehen von den Bolschewiki in Russland, der serbischen Sozialdemokratischen Partei und der bulgarischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Die deutsche SPD, die formal dem Marxismus verschrieben war, konzentrierte sich darauf, Reformen innerhalb des Kapitalismus zu erreichen, anstatt ihn vollständig zu ersetzen. Ihre Führer versuchten schließlich, den kapitalistischen Staat zu verteidigen, erklärten einen Waffenstillstand im Klassenkampf und unterstützten die imperialistischen Kriegsanstrengungen ihrer Regierung. Dies wurde von den Linken in der Partei, angeführt von Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, erbittert bekämpft.
Frauen aus der Arbeiterklasse gehörten zu den ersten, die den Pro-Kriegs-Konsens durchbrachen. Lobal Landau erinnerte sich an die Teilnahme an einem Strickkreis, in dem Frauen warme Kleidung für die Armen herstellen sollten, in Wirklichkeit aber Anti-Kriegs-Flugblätter produzierten und verteilten.
Demonstrationen für den Frieden und Streiks wurden oft von Frauen angeführt
Bis 1915 hatten sich die patriotischen Demonstrationen, mit denen die Kriegserklärung begrüßt worden waren, in Straßenproteste gegen den Hunger und für den Frieden verwandelt, die oft von Frauen angeführt wurden. Der strenge „Steckrübenwinter“ von 1916-17 schürte die Unzufriedenheit weiter. Die Frauen begannen, die Warteschlangen für Lebensmittel zum Anlass zu nehmen, Aktionen und Märsche zu planen.
Der Widerstand gegen die unzureichenden Lebensmittel- und Brennstoffrationen, die Kriegsrenten und die Wehrpflicht erfasste auch die deutschen Fabrikarbeiter. Während die Männer an die Front einberufen wurden, strömten die Frauen in die deutsche Industrie. Im Jahr 1916 waren 62 Prozent aller Streikenden weiblich. Bis 1917 stieg die Zahl auf 75 Prozent. Im April 1917 widersetzten sich rund 200.000 Munitionsarbeiter dem Vorwurf des Verrats durch das deutsche Oberkommando und traten in den Streik. Es wird selten erwähnt, dass etwa die Hälfte von ihnen Frauen waren.
Entschlossene Aktivistinnen
Sozialistische Frauen konnten sich als die militantesten und entschlossensten Aktivistinnen in der wachsenden Antikriegsbewegung positionieren, weil sie erfahrene sozialistische Kämpferinnen waren. Viele der in diesem Artikel vorgestellten Frauen waren etwa zehn Jahre vor Kriegsbeginn in die SPD eingetreten. Bis 1914 hatten sich rund 175.000 Frauen in der Partei angemeldet. Bei Ausbruch der Revolution im Jahr 1918 waren fast ein Drittel der SPD-Mitglieder Frauen.
Die herausragende Anführerin der sozialistischen Frauenbewegung war Clara Zetkin. Zetkin versammelte eine Gruppe von Frauen um sich, die ihr bei der Herausgabe der sozialistischen Frauenzeitung „Die Gleichheit“ halfen, die Tausende von Frauen erreichte. Käte Duncker war eine Freundin von Zetkin und stellvertretende Redakteurin der Gleichheit.
In einem Polizeibericht aus Leipzig von 1901 heißt es: „Die geistig anregendste und hervorragendste Agitatorin der hiesigen sozialdemokratischen Frauenbewegung ist die ehemalige Lehrerin, jetzt Frau Duncker. Sie tritt in fast allen Frauenversammlungen als Rednerin auf, um gegen die angesehenen bürgerlichen Frauenvereine vorzugehen.“ Duncker hatte Zetkin 1910 auf einer sozialistischen Konferenz in Kopenhagen geholfen, den Internationalen Frauentag einzuführen. Sie stürzte sich in Berlin in die Antikriegsagitation, wo sie vor Frauenorganisationen, Jugendgruppen und Arbeiterbildungsvereinen sprach.
In Frankfurt beschrieb eine andere erfahrene Sozialistin, Tony Sender, wie der „Großteil der Opposition gegen den Krieg von Frauen gebildet wurde“. Sender war gerade sechzehn Jahre alt, als sie ihre wohlhabende Familie verließ, um sich selbst zu versorgen. Sie wurde Gewerkschafterin und nahm an militanten Protesten für das Wahlrecht teil. Sie trat in die SPD ein, trat aber aus Protest gegen die kriegsbefürwortende Haltung der Partei wieder aus und wurde revolutionäre Sozialistin.
Die Abscheu gegen das Massengemetzel an jungen Männern in den Schützengräben wuchs. Die Sozialisten sahen die Möglichkeit, neue radikale Organisationen aufzubauen. Im April 1917 wurden sie massenhaft aus der Partei ausgeschlossen und gründeten die USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands). Ihr gehörten sowohl revolutionäre Sozialisten als auch Reformisten an, die gegen den Krieg waren. Luise Zietz war eine von vielen Frauen, die dieser neuen sozialistischen Antikriegspartei beitraten und dafür sorgten, dass sie die Frauen der Arbeiterklasse erreichte.
Zietz war eine begabte Rednerin und Organisatorin, die zu einer führenden Persönlichkeit der USPD und ihrer Frauenbewegung wurde. Sie war eine der ersten Frauen, die 1919 in das deutsche Parlament gewählt wurden. Sender wurde Redakteurin der Tageszeitung der USPD. Minna Reichart, eine Frau aus der Arbeiterklasse, die vor dem Krieg bei der SPD in Berlin beschäftigt war, wurde in den nationalen Frauenausschuss der USPD gewählt.
Im November 1918 waren die rechten Führer der SPD, die Generäle und die Vertreter des alten Regimes vorübergehend hinter einem Ziel vereint: die sich entwickelnde Arbeiterrevolution zu verhindern. Eine neu eingesetzte SPD-Regierung gewährte rasch Reformen.
Sie hob die Pressezensur auf, erließ eine Amnestie für politische Gefangene, führte einen gesetzlichen Achtstundentag und eine Arbeitslosenunterstützung ein. Am 11. November 1918 erhielten die deutschen Frauen endlich das Wahlrecht. Dies geschah zum Teil, um die Arbeiter zu ermutigen, sich an das Parlament zu wenden und sich von den Arbeiterräten abzuwenden, die alternative, demokratische Machtzentren schufen.
Im Januar 1919 verließ die revolutionär-sozialistische Spartakusgruppe die USPD und gründete zusammen mit anderen die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD).
Sozialistinnen waren wichtiger Teil der Arbeiterräte
Die Arbeiterräte wurden von Soldaten und Matrosen sowie erfahrenen, meist männlichen Arbeitern geleitet. Es gibt jedoch auch Aufzeichnungen über Frauen, die eine wichtige Rolle in den Räten spielten. Einige dieser Frauen waren USPD-Mitglieder. Sender wurde Generalsekretärin des Vorstandes des Arbeiter- und Soldatenrates in Frankfurt. Gertrud Morgner, Schneiderin und Leiterin des örtlichen SPD-Ortsvereins, war stellvertretende Vorsitzende des Arbeiter- und Soldatenrats in Jena.
Auch Mitglieder der neu gegründeten Kommunistischen Partei wurden in die Räte gewählt, darunter Erna Halbe. Sie war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, weil sie Antikriegsliteratur hergestellt und verteilt hatte und war die einzige Frau im 30-köpfigen Vorstand des Arbeiter- und Soldatenrats in Hamburg.
Die langjährige revolutionäre Sozialistin Antonie Langendorf gehörte dem Soldaten- und Arbeiterrat in Mannheim an, wo sie 1919 an der Gründung einer Ortsgruppe der Kommunistischen Partei beteiligt war. Frieda Düwell wurde im Oktober 1918 wegen des Verteilens von Spartakus-Flugblättern verhaftet und wurde Mitglied des Arbeiterrats in Hamburg. Martha Schlag, eine ehemalige Hausangestellte und Spartakus-Mitglied, diente in Chemnitz. Rosi Wolfstein war eine Freundin von Rosa Luxemburg und Gründungsmitglied sowohl der USPD als auch der Kommunistischen Partei. Sie gehörte dem Arbeiterrat in Düsseldorf an. Die mutigen Frauen, die die Vorurteile des Sexismus überwanden, um Organe der revolutionären Macht zu leiten, waren fast alle Mitglieder radikaler sozialistischer Parteien.
Die Mitglieder der neuen Kommunistischen Partei genossen unter den radikalen Arbeitern Respekt, aber die Partei wurde sofort in einen Aufstand in Berlin verwickelt. Da die revolutionäre sozialistische Organisation nicht im Vorfeld der Revolution aufgebaut worden war, war sie nicht stark und verwurzelt genug, um der Revolution eine entscheidende Führung zu bieten. In der Arbeiterklasse hatte noch immer die SPD das Sagen.
Der Aufstand wurde niedergeschlagen. Gustav Noske, eine führende Persönlichkeit der SPD, gründet die paramilitärische Organisation Freikorp, die sich aus bürgerlichen Offizieren und der alten Monarchie treu ergebenen Stoßtruppen zusammensetzt. Noske stiftete die Freikorps zur Ermordung von Luxemburg und Liebknecht an, Sozialisten, mit denen er jahrzehntelang zusammengearbeitet hatte. Der Tod dieser beiden sozialistischen Führer war ein schwerer Schlag, bedeutete aber nicht das Ende der Revolution. Die Sozialisten mussten sich in einer neuen politischen Landschaft zurechtfinden, die voller Gefahren und Möglichkeiten war.
Einige Frauen blieben bei der USPD bis 1920, als sich ihre 750.000 Mitglieder spalteten und die Mehrheit sich der Kommunistischen Partei anschloss. Sender blieb bei der USPD und wurde 1919 in den Frankfurter Stadtrat gewählt. Sie schockierte ihre männlichen Genossen, als sie erklärte: „Einer der Männer müsste sich um die Probleme im Haushalt kümmern. Ich würde es nicht tun.“
Arendsee trat 1920 den Kommunisten bei, wurde 1922-1923 Frauensekretärin in Berlin und gab die Zeitschrift „Die Kommunistin“ heraus. Von 1919 bis 1921 war sie Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung Preußens und von 1924 bis 1930 wurde sie in den Deutschen Bundestag gewählt.
Frauen spielten eine zentrale Rolle beim Aufbau der Opposition
Andere Frauen schlossen sich der Kommunistischen Partei an, sobald sie gegründet wurde. Zetkin und Käte Duncker wurden beide zu führenden Persönlichkeiten. Duncker wurde im Januar 1919 verhaftet, kurz nachdem Liebknecht und Luxemburg ermordet worden waren. Sie konnte nach Dänemark fliehen, kehrte aber später nach Deutschland zurück. Im Jahr 1921 wurde sie in den Thüringer Landtag gewählt, wo sie sich für eine nahrhafte Schulspeisung und Kinderkrippen einsetzte.
Die Frauen, die die deutsche Revolution aufbauten, gehörten überwiegend der Arbeiterklasse an. Viele von ihnen waren Mitglieder von Zetkins einflussreicher sozialistischer Frauenorganisation, die ihnen die Ausbildung und Erfahrung vermittelte, die sie brauchten, um revolutionäre Agitatorinnen zu werden. Einige wenige Frauen waren so angesehen, dass sie in die Arbeiterräte und in lokale und nationale Institutionen gewählt wurden.
Frauen spielten eine zentrale Rolle beim Aufbau der Opposition gegen den Krieg, bei der Gewinnung von Unterstützung für den Sozialismus und bei der Verwirklichung der Revolution in Deutschland. Wären ihre Bemühungen erfolgreich gewesen, wäre die russische Revolution nicht isoliert gewesen und die Nazis hätten keine auf konterrevolutionärer Verzweiflung basierende Bewegung aufbauen können.
Die Geschichten dieser Frauen zeigen, wie die Revolution eine neue Welt voller Optimismus schuf. So erinnerte sich Heymann daran, wie im November 1918 „ein neues Leben begann“. „Rückblickend erschienen mir die folgenden Monate wie ein schöner Traum, so unwahrscheinlich prächtig waren sie“, schrieb sie. „Die schwere Last der Kriegsjahre war vorbei – man schritt beschwingt vorwärts und freute sich auf die Zukunft.“
Nach 1919 gab es in Deutschland ein großes Potenzial für die Sozialisten, Unterstützung zu gewinnen – aber tragischerweise gab es keine Organisation, die darauf aufbauen konnte.
Dieser Beitrag ist im November 2022 bei Socialist Worker erschienen
Weiterlesen: Die Frauen von 1917
Übersetzt von Marijam Sariaslani