Vom 22. bis 24 November 2024 fand im Kulturzentrum Oyoun in Berlin das politische Unframe-Festival statt. Mehrere hundert Leute beteiligten sich an den Diskussionen und am kulturellen Angebot. Von Thomas Walter
Politische Gründe hatte auch die Wahl des Veranstaltungsortes. Oyoun – Kultur Neu Denken – versteht sich als ein Ort, an dem künstlerisch-kulturelle Projekte aus dekolonialem, queerfeministischen und migrantischen Blickwinkel entwickelt und umgesetzt werden. Genau dies stellt aber die derzeitige Berliner Landesregierung aus CDU und SPD in Frage.
Im Jahr 2024 erhielt Oyoun kein Geld von der Berliner Landesregierung mehr. Die Räume, die ehemalige Werkstatt der Kulturen in der Lucy-Lameck-Straße in Neukölln, sollen für 2025 neu ausgeschrieben werden. Wie »nd« berichtet, lautet die Begründung, dass das Land Interesse hätte »an Kulturangeboten, die die Vielfalt der kulturellen und politischen Diskussionsräume nicht verengen, sondern erweitern«. Hintergrund ist wohl, dass sich die Landesregierung an Oyouns Solidarität mit Palästina stört. In diesem Sinne war das Festival, das von verschiedenen Einzelpersonen organisiert wurde, auch ein Akt der Solidarität mit dem bedrohten Oyoun.
Unframe Festival mit antiimperialistischen Perspektiven
Gemäß dem dekolonialen Anliegen von Oyoun ging es in vielen Beiträgen des Festivals um postkoloniale Verhältnisse, etwa um den Krieg im Sudan oder um die Frage eines Faschismus in Indien. Thematisiert wurden auch der israelische Siedlerkolonialismus und die Verfolgung jüdischer Menschen, die sich der zionistischen Ideologie nicht anschließen wollen. In Solidarität mit Palästina und dem aktuell stattfindenden Genozid in Gaza trugen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kufiyas.
Weitere Themen auf dem Unframe waren Faschismustheorie sowie tatsächliche oder vermeintliche Unterschiede zwischen Kapitalismus im »reichen Norden« oder im »armen Süden«. Neben den Veranstaltungen boten Stände wie »Aufstehen gegen Rassismus« oder »Sozialismus von unten« ihr Material an.
Die große Zahl der Teilnehmer:innen zeigt das große Interesse am Themenbereich. Das eine oder andere Thema, wie etwa Faschismus, kam für manche wegen seiner Komplexität etwas zu kurz. Während die einen begrüßten, dass es zahlreiche Anregungen für weitere politische Aktivität gab, vermissten andere den einheitlichen »roten Faden«. Dies minderte aber nicht den insgesamt allgemein positiven Eindruck des Unframe.
Titelbild: Svu