Faschisten setzten am Sonntag eine Unterkunft für Geflüchtete in Rotherham in Brand. Die gesamte Arbeiterklasse muss jetzt handeln
Wer die Bedrohung durch die Gewalt der Faschisten unterschätzt oder gar herunterspielt, hätte am Sonntag in Rotherham, South Yorkshire, dabei sein müssen, als ein rechtsextremer Mob versuchte, Geflüchtete zu ermorden.
Die Faschisten drangen in ein Hotel ein, in dem Geflüchtete untergebracht waren, und setzten es in Brand. Sie skandierten den Namen von Tommy Robinson, »brennt es nieder« und »zündet es an«.
Das hätte zu einem Massenmord führen können. Und wenn das passiert wäre, hätten die Faschisten gejubelt.
Eine Demo von bis zu 1.000 Rechtsextremen zerschlug Fenster, bevor sie durch den Hoteleingang stürmte.
Faschisten drohten, Gegendemonstranten anzugreifen
Rund 200 Antifaschisten von Stand Up To Racism (SUTR) veranstalteten eine Gegendemonstration, mussten sich aber zurückziehen, da die Faschisten drohten, sie anzugreifen. »Wir hielten die Stellung, waren aber in der Unterzahl – wir müssen SUTR überall aufbauen«, sagte Phil Turner von Rotherham TUC und SUTR. »Für die im Hotel untergebrachten Geflüchteten muss es schrecklich sein.«
Ebru, die am Gegenprotest von SUTR teilnahm, sagte später bei einer Kundgebung in Sheffield, die Faschisten kämen »immer wieder. Sie sind so selbstbewusst und auf Blut aus. Sie laufen Amok. Schande über alle, die es so weit kommen ließen«. Auf der gleichen Kundgebung sagte Belle, sie habe »dem Faschismus ins Gesicht gesehen«. Die Faschisten wollten Menschen auf barbarische Art und Weise töten. Die Polizei hat beschlossen, uns einzukesseln, bei den Faschisten tat sie das nicht.
Und das war nicht nur in Rotherham der Fall. Chris berichtet aus Staffordshire: »Völlig in der Unterzahl im Tamworth Holiday Inn. Etwa 25 von uns gegen 300 Faschisten. Feuerwerkskörper, Steine, eingeschlagene Fenster. Wir waren gezwungen, uns zurückzuziehen. Jetzt wird berichtet, dass außerhalb des Gebäudes Feuer gelegt und der Eingang aufgebrochen wurde. Wir haben etwa eine Stunde lang Widerstand geleistet, konnten aber nicht weitermachen.«
Ehre gebührt all denen, die sich den Faschisten und Rassisten entgegengestellt haben. Aber was braucht es, um die Gewerkschaftsführung zum Handeln zu bewegen? Die Faschisten haben am Sonntag fast Kinder verbrannt. Müsste man nicht zu Arbeitsniederlegungen aufrufen, und sei es nur für eine halbe Stunde, um die Gefahr zu verdeutlichen und den Widerstand zu organisieren? Es muss zumindest eine klare Forderung nach vollständiger Unterstützung und Mobilisierung für jeden Gegenprotest gegen die Rechtsextremisten geben.
Im Kampf gegen Faschisten nicht auf den Staat verlassen
Wenn es darum geht, die Faschisten zu stoppen, ist es nutzlos, auf die Unterstützung der Polizei, der Gerichte und des Staates zu hoffen – tatsächlich führt es von den Aktionen weg, die wir brauchen, weil es die Aktivisten demobilisiert.
Es ist Zeit für zwei wichtige Schritte. Der erste und dringendste ist eine viel größere und aktivere Bewegung gegen Islamophobie und Rassismus aufzubauen. Sie muss klar sagen, dass Geflüchtete willkommen sind und sich an die Seite der Muslime und gegen die Faschisten in all ihren Formen stellen.
Es muss viel mehr Unterstützung für Stand Up To Racism und den Wiederaufbau von lokalen Gruppen geben. Wir brauchen diese Kampagne in jeder Ortschaft und an jedem Arbeitsplatz mit Hunderttausenden, die sich aktiv beteiligen. Sie muss all diejenigen vernetzen, die von den Rechtsextremen auf den Straßen entsetzt sind und die wütend darüber sind. Wenn Tommy Robinson das nächste Mal einen nationalen Aufmarsch veranstaltet, müssen Zehntausende auf unserer Seite sein. Dazu müssen sich die Gewerkschaftsführung, die unabhängigen Abgeordneten, alle antirassistischen Bündnisse und die Labour-Linke in den Aufbau der Bewegung einbringen.
Und innerhalb dieser Bewegung müssen die Sozialist:innen für eine Politik und Maßnahmen eintreten, die sich gegen unsere wahren Feinde richten – die Bosse, die Reichen und die Politiker, die sie unterstützen. Angesichts der Angriffe der Regierung auf die Rentner und der Sparmaßnahmen muss die Wut nach dorthin gelenkt werden und darf nicht von der extremen Rechten aufgegriffen werden.
Wir müssen auch für Palästina auf der Straße bleiben – entschlossen im Kampf gegen den Völkermord und nicht eingeschüchtert, wenn es darum geht, zu marschieren. Die Millionen, die gegen die Verbrechen Israels demonstriert haben, sind ein wichtiger Bestandteil der Bewegung, die Robinson und Reform UK zerschlagen kann.
Wir haben es schon wiederholt getan – wir müssen es wieder tun. Die extreme Rechte sieht stark aus, weil sie auf der Straße nicht umfassend genug herausgefordert wird. Aber Antirassisten sind eine viel größere Kraft, wenn sie mobilisiert werden können. Wir können gewinnen.
Antifaschistische Erfolge
In anderen Gegenden waren Antifaschisten am Sonntag in der Mehrheit und machten deutlich, wie man gewinnen kann.
Candy berichtet: »200 Antirassisten aus Dorset verbrachten Stunden damit, sich erfolgreich gegen die Rechtsextremen am Strand von Weymouth zu behaupten. Die örtlichen rassistischen Organisatoren wurden zurückgelassen, als die 150 Rechtsextremen loszogen, um gegen die Polizei zu kämpfen und erfolglos versuchten, die Antirassisten zu erreichen. Auf unserer Seite sprachen der Bürgermeister von Weymouth, ein grünes Ratsmitglied, Mitglieder der Labour Party und der Gewerkschaften sowie lokale Aktivisten aus Portland. Bei einem Treffen von Dorset Stand Up To Racism am Dienstag werden Pläne für einen antirassistischen Gipfel in Dorset im September diskutiert.«
Antifaschisten überwältigten die Rechtsextremen in Lancaster berichtet Eugene: Um 16.30 Uhr verließen wir nach über sieben Stunden geordnet die Stufen des Rathauses. Sie hatten nur noch zehn Leute. Wir gingen mit 150, auf dem Höhepunkt waren es 500. Wir skandierten »Lancaster ist antifaschistisch!« und sangen »Wir sind viel, viel mehr als ihr!«
Sue sagt: »Eine sehr gute Mobilisierung in Derby heute. Die Faschisten sagten, sie würden sich um 14 Uhr am Derby Ram versammeln. Über 70 Antirassisten aus Derby waren um 13 Uhr dort. Ein paar kleine Gruppen von Faschisten lauerten herum, aber die Straßen gehörten uns.«
Martin berichtet aus Cardiff: »Wieder einmal eine großartige Demonstration von Antirassismus, nachdem Tommy Robinson Einzelheiten über einen rechtsextremen Protest mitgeteilt hatte. Bis zu 450 Antirassisten versammelten sich vor der Bibliothek in Cardiff. An einem Punkt versuchten sieben Rechtsextreme, sich ihnen zu nähern, und wurden schnell vertrieben. Es kursieren Gerüchte, dass sich noch mehr von ihnen in den Kneipen verstecken. Es gab großartige Reden aus der gesamten Bewegung und eine große Resonanz auf die Aufrufe, die Anti-Rassismus-Bewegung zu intensivieren.«
»In Sheffield«, berichtet Tom, »haben über 500 Menschen an unserer antirassistischen Demonstration teilgenommen. Wir hatten Sozialisten, Gewerkschafter, junge Leute, ältere Menschen, Homosexuelle, Heteros, Schwarze, Weiße, Transsexuelle, Juden. Eine besondere Erwähnung muss ich unseren muslimischen Genossen zukommen lassen, die heute mit unglaublichem Mut auf die Straße gegangen sind, einschließlich einer fantastischen Mobilisierung von 100-200 jungen Muslimen, die für einen großen Unterschied gesorgt haben.«
Brian aus Birmingham berichtet: »Bis zu 200 Menschen nahmen an einer spontanen Demo für Einheit teil. Die Redner betonten wiederholt die Notwendigkeit, eine stärkere Anti-Rassismus-Bewegung aufzubauen, um gegen Faschismus und Rassismus aufzustehen und zu mobilisieren.«
Tracy, eine örtliche Gewerkschafterin, sagte: »Wir brauchen eine große Beteiligung, wenn Tommy Robinson und seine Unterstützer am 17. August nach Birmingham kommen.«
Simon aus Hastings berichtet: »Heute um 14 Uhr erhielt die Moschee in Hastings per E-Mail eine Anschlagsdrohung. Sie kontaktierten SUTR und wir riefen für 16 Uhr zu einem Treffen auf. Um 16 Uhr kamen 50 Leute in die Moschee. Wir haben jetzt ein Treffen in der Moschee, bei dem wir über die faschistische Bedrohung und die Notwendigkeit, eine antirassistische Massenbewegung aufzubauen, diskutieren. Wir rechnen nicht mit einem Angriff. Aber die Beteiligung war sehr ermutigend. Wir sind bereit, nur für den Fall.«
Weiterlesen: Afd zerschlagen statt verbieten
Dieser Beitrag ist im August 2024 bei socialistworker erschienen
Aus dem Englischen von Marijam Sariaslani