Seit dem 14. April herrscht Krieg im Sudan. Wir veröffentlichen die Erklärung der International Socialist Tendency (IST)
Wieder einmal zerreißt der Krieg das Leben von Millionen Menschen. Eine Hauptstadt wird bombardiert, Leichen liegen auf den Straßen, Krankenhäuser und Märkte brennen. Es ist den einfachen Menschen überlassen, die medizinische Versorgung zu organisieren, Wasser und Lebensmittel zu beschaffen und ihr Leben unter Beschuss zu nehmen, um die grundlegende Infrastruktur aufrechtzuerhalten.
Anders als im Krieg in der Ukraine stammen die Kriegsparteien im Sudan beide aus demselben Land wie die Zivilbevölkerung, die sie terrorisieren. Die eine, die Rapid Support Force (RSF), ist eine brutale Miliz, die aus den Dschandschawid–Kräften hervorgegangen ist, die andere die sudanesischen Streitkräfte. Ihre Anführer sind seit langem an Verbrechen gegen das sudanesische Volk beteiligt, von Darfur über Port Sudan bis hin zu den Straßen von Khartum. Jetzt kämpfen diese Diebe und Mörder gegeneinander um einen größeren Anteil an der Beute der Macht.
Genau wie in der Ukraine werden die Schrecken dieses Krieges jedoch nicht einfach auf lokaler Ebene produziert. Sie sind das Ergebnis von Kräften, die tief im kapitalistischen System verankert sind. Das Gold des Sudan fließt über die Märkte am Golf, und seine Viehbestände und fruchtbaren Böden ernähren Millionen von Menschen jenseits seiner Grenzen. Dieses Land, in dem ein Drittel der Bevölkerung von humanitärer Hilfe abhängig ist, produziert auch unglaublichen Reichtum für eine winzige Minderheit. Diese Minderheit dient den Interessen der herrschenden Klassen reicherer und mächtigerer Staaten ebenso wie ihren eigenen, von der Bereitstellung junger Männer als Kanonenfutter für den Krieg Saudi–Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate gegen den Jemen über die Unterstützung der ägyptischen Diktatur im zunehmenden Machtkampf mit Äthiopien um das Wasser des Nils bis hin zum stellvertretenden Grenzschutz für die Führer der Europäischen Union (die die RSF mitfinanziert haben) und Großbritanniens.
Die konkurrierenden Staaten der weiteren Region und die Großmächte im Zentrum des globalen Systems haben das Blut des sudanesischen Volkes an ihren Händen. Sie haben die Waffenarsenale dieser Gangster aufgestockt, während sie den sudanesischen Zivilparteien und der revolutionären Bewegung des Landes vorschreiben, sich mit ihren Mördern an einen Tisch zu setzen und über eine Teilung der Macht zu verhandeln.
Und nun verschärfen die Staaten der EU und Großbritanniens ihren Krieg gegen sudanesische Flüchtlinge, indem sie ihnen die sichere Durchreise verweigern und giftige Kampagnen starten, die den Aufstieg der extremen Rechten anheizen. Dieser krasse Gegensatz zu den gastfreundlichen Händen, die den ukrainischen Flüchtlingen entgegengebracht wurden, zeigt einmal mehr die Heuchelei der imperialistischen Länder in Bezug auf Kriege und Migration.
Die einzige wirkliche Alternative zu diesem Gemetzel liegt in der revolutionären Bewegung, die seit dem Sturz des Diktators Omar al–Bashir im Jahr 2019 so viel erreicht hat. Und die internationale Solidarität der Arbeiter:innenklasse ist entscheidend, um sie zu unterstützen.
Aus der Asche des jahrzehntelangen Bürgerkriegs, inmitten von Hunger und Armut für viele, haben einfache Menschen im ganzen Sudan Formen der Selbstorganisation von unten geschaffen, wie wir sie seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Die Widerstandskomitees, unabhängige Gewerkschaften und Kampagnen für Flüchtlingsrechte und Umweltgerechtigkeit haben Millionen von Menschen gegen die Diktatur mobilisiert, kollektiv Chartas ausgearbeitet, die weitreichende demokratische Reformen und die Umverteilung von Reichtum vorschlagen, und sind häufig in die Lücken getreten, die der abwesende oder feindselige Staat hinterlassen hat, um die einfachen Menschen mit Nahrung, Unterkunft, medizinischer Hilfe, Strom und Wasser zu versorgen.
Hier sind die Kräfte zu finden, die nicht nur die kriegführenden Generäle, sondern die gesamte herrschende Klasse des Sudan und ihre Verbündeten in der Region und darüber hinaus herausfordern und den Staat, der Krieg gegen das sudanesische Volk führt, zerschlagen können.
Die Solidarität mit der sudanesischen Revolution ist eine dringende Aufgabe für Sozialist:innen, Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen auf der ganzen Welt. Das Grauen im Sudan ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der Kapitalismus den Arbeiter:innen und Armen der Welt nichts zu bieten hat. Er bedeutet Krieg, Armut, Rassismus und Umweltzerstörung.
Solidarität mit den sudanesischen Menschen auf der Flucht. Öffnet die Grenzen!
Stoppt die Kriegsmaschinerie, keine Waffen und keine Unterstützung für die Generäle und ihre Verbündeten!
Titelbild: Zoom News